Schmidtburg
bei Schneppenbach
Die Schmidtburg wurde wahrscheinlich bereits im Jahre 926 von den drei fränkischen Edelherren Franco, Hunpert und Norpolt zum Schutz gegen Ungarn-Einfälle errichtet. Rund 150 Jahre blieb die Burg in der Folgezeit unerwähnt. Eine erste sichere urkundliche Erwähnung erfolgte aber erst 1084 im Zusammenhang mit dem neuen Besitzer Emicho. Dessen Sohn, Emicho II., erbte die Schmidtburg und gab sich später den Beinamen »Comes silvestris« - Wildgraf. Wenn man sich die versteckte Lage der Burg vergegenwärtigt (umringt von höheren Bergen) und zugleich bedenkt, dass die Burg solange nicht erwähnt wurde, entsteht der Verdacht, dass dieses Objekt als besonders schützenswert gegolten hat und möglicherweise der Geheimhaltung unterlag. Vielleicht war die Schmidtburg des Mittelalters eine der ersten Waffenschmieden bzw. Rüstungsbetriebe im Nahe- und Hunsrückraum, worauf Gußrückstände, die bei den Ausgrabungen gefunden wurden, schließen lassen.
Am 1. November 1324 verkaufte der kinderlose Wildgraf Heinrich die Festung an den Trierer Kurfürsten Balduin, um seinem Vetter Friedrich von Kyrburg einen Denkzettel zu verpassen. Der daraus erwachsende Streit, die "Schmidtburger Fehde" erschütterte die gesamte Gegend im weiten Umkreis von 1337 bis 1342, wobei Balduin letztendlich die Oberhand behielt. Er baute auch die Schmidtburg zur jetzt sichtbaren Größe aus, machte sie zu einem militärischen Stützpunkt und zum Verwaltungssitz des kurtrierischen Amtes Schmidtburg. Während der sogenannten Dhauner Fehde, die Balduin mit dem Wildgrafen Johann von Dhaun wegen der Schmidtburg führte, weilte der streitbare Erzbischof selbst mehrere Monate auf dieser Burg. Durch den Verlust der Schmidtburg verloren die Wildgrafen weiter an Einfluss.
Die Schmidtburg hatte ihre Blütezeit im 14./15. Jahrhundert Die Burgmannenbesatzung bestand aus 7-9 Rittern auf der Unterburg. Als eines der bedeutendsten Burggrafengeschlechter der Schmidtburg gelten die Schenk von Schmidtburg. Der Familienname »Schenk« von Schmidtburg kommt vom kurtrierischen Schenkenamt (eines der 4 Erzämter), das die Schmidtburger Amtmänner über Generationen ausübten. Im 16. Jh. waren die Burgmannensitze auf der Unterburg verlassen. Durch die Entwicklung der Feuerwaffen und die Bildung fürstlicher Landesheere verlor die Burg ihre wehrtechnische Bedeutung.
Die endgültige Zerstörung der mittelalterlichen Festung erfolgte 1688, als im Rahmen der Reunionspolitik Ludwigs XIV. Festungsmauern und Türme von französischen Pionieren gesprengt wurden. Betroffen waren auch Wohngebäude auf der Oberburg. Nach deren Wiederherstellung um 1750 wurde die Oberburg bis Ende des 18. Jh.s., als erneut französische Truppen den linksrheinischen Raum besetzt, von kurtrierischen Amtmännern bewohnt. Mit der französischen Gebiets- und Verwaltungsreform von 1798 verlor schließlich auch die Schmidtburg - nach dem Verlust der militärischen Bedeutung - ihre Funktion als Verwaltungsort. Die Burg wurde in der Folgezeit wüst. Der Zerfall wurde beschleunigt, indem die Bewohner der umliegenden Orte die Steine zum Bau ihrer Häuser verwandten. Auch Johannes Bückler, genannt der Schinderhannes, nutze die Burgruine, wenn ihm Kirner oder Mainzer Gendarmen zu dicht auf den Fersen waren.
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