Text über Dörfer und Landschaften zwischen Hunsrückhöhenstraße und Moseltal von Uwe Anhäuser, Hunsrück und Naheland, DuMont-Kunst-Reiseführer, 1987
Wild- und Rheingrafs Hifthorn gellte
einst zur Jagd auf Sau und Hirsch,
und der Römer und der Kelte
zog vorzeiten hier auf Pirsch.
Wilhelm Petri
Kleinich, Wederath und Hinzerath, Hoxel, Herl und Heidenburg sind einige unter dem halben Hundert meist deutlich unter 500 Einwohnern zählender Orte zwischen Hunsrückhöhenstraße und Moseltal, deren Namen bereits etwas Unscheinbares zu suggerieren scheinen, obwohl diese so wenig bekannte Landschaft in Wahrheit voll Überraschungen steckt. Geologische Raritäten wie die aus Tonschiefern herausgewitterten und zu gewaltigen Felsriffen zerklüfteten Quarzitkämme (›Wacken‹) findet man über den tief eingekerbten Tälern der Großen und der Kleinen Dhron. Dazu die unberührten Vegetationszonen des Rockenburger Urwaldes oder der hochmoorartigen Brücher um den Erbeskopf, auch die im Frühjahr von gelber Blütenpracht der Wildnarzissen übersäten Wiesen: Solche Kostbarkeiten geben nicht nur einen von Industrie oder urbanen Wucherungen gänzlich verschonten Rahmen für intime Dorfidyllen, einsame Bachmühlen, Forsthäuser und Bauernhöfe ab, sondern tragen auch eine seltene Vielfalt historischer Spuren, denen nachzugehen sich lohnt. Auch in den Sammlungen des Rheinischen Landesmuseums Trier zeigt sich der außergewöhnliche vor- und frühgeschichtliche Reichtum dieser Region, die heute - dies sei nicht verschwiegen - zu den ärmsten im deutschen Westen zählt.
Obwohl nicht wenige Orte an der Dhron, um die einstige Mark Thalfang und auf den moselwärts ragenden Höhenrücken römerzeitlichen Ursprungs sind (wie z.B. Büdlich, das vormalige ›Budigalla‹), deuten die meisten auf fränkische und spätere Besiedlung hin. Dies kommt in der auf eine Siedlungsanlage mittels Waldrodung weisenden Namensendungen mit -rodt, -roth, -rath, oder -rt zum Ausdruck, die hierzulande so häufig vorkommt, dass man sogar vom ›Hunsrücker Rathländchen‹ spricht. Recht belustigend klingt eine Anekdote, derzufolge ein Graf von Hunolstein, als er seinen Hintersassen Höfe zur Bewirtschaftung anvertrauen wollte, auf wenig Interesse gestoßen sei. Keiner der zur Vergabe herbeigekommenen Bauern habe sich jedenfalls um die kümmerlichen Ländereien mit erkennbarem Eifer bewerben wollen, so dass der Grundherr schließlich unwirsch ausrief: »Entweder mehr oder weniger!« Derjenige, dem die vier armseligsten Höfe zum guten Schluss noch aufgenötigt werden konnten, soll sie nach dem Appell benannt haben, und daraus wurden die Dörfer Wederath, Me(h)rscheid, Odert und Wenigerath.
Zwischen Wederath und Hinzerath erhebt sich am höchsten Punkt (562 m) der Hunsrückhöhenstraße neben einem Parkplatz der Stumpfe Turm. Dieser schmucklose Zylinder aus Bruchsteinmauerwerk, elf Meter hoch und sechs Meter im Durchmesser, steht zwar unmittelbar dort, wo die B 327 auf einem längeren Stück exakt über der Trasse der uralten Ausoniusstraße verläuft, aber er ist eindeutig späteren Ursprungs. Vermutlich diente er als Wacht- oder Zollturm für die vom kurtrierischen Erzbischof Balduin drunten am Dhronoberlauf errichtete Baldenau, der einzigen Wasserburg des Hunsrücks. Man erblickt sie als malerische Ruine unter diesem windumbrausten Höhenzug, vom Stumpfen Turm und der durch eine prächtige Birkenallee führenden Bundesstraße aus.
Hier ist der Boden Belginums, jener antiken Siedlung (vicus), welche Ausonius zwar in seinem Mosellagedicht zu erwähnen versäumte, die gleichwohl aber zu den hervorragendsten Fundplätzen im einstigen Trevererland gerechnet werden muss. Mehr noch: Dieser heute bloss noch vom Fahrzugverkehr belebte Buckel trug zwischen den Kreuzungen Kleinich - Hochscheid und Wederath - Hinzerath vom frühen Latène bis zum spätrömischen Niedergang nicht nur ein kontinuierlich besiedeltes Straßendorf, nicht nur Wohnhäuser, Wirtschaftsgebäude und mehrere Tempel, sonder auch eine der größten und für die Forschung ergiebigsten Nekropolen im gesamten keltisch-römischen Raum. »So widersprüchlich es auf den ersten Blick erscheinen mag«, schrieb der in Belginum tätige Archäologe Alfred Haffner, »es sind die Gräber, die es uns ermöglichen, das Leben zu rekonstruieren.«
Obwohl nicht wenige Orte an der Dhron, um die einstige Mark Thalfang und auf den moselwärts ragenden Höhenrücken römerzeitlichen Ursprungs sind (wie z.B. Büdlich, das vormalige ›Budigalla‹), deuten die meisten auf fränkische und spätere Besiedlung hin. Dies kommt in der auf eine Siedlungsanlage mittels Waldrodung weisenden Namensendungen mit -rodt, -roth, -rath, oder -rt zum Ausdruck, die hierzulande so häufig vorkommt, dass man sogar vom ›Hunsrücker Rathländchen‹ spricht. Recht belustigend klingt eine Anekdote, derzufolge ein Graf von Hunolstein, als er seinen Hintersassen Höfe zur Bewirtschaftung anvertrauen wollte, auf wenig Interesse gestoßen sei. Keiner der zur Vergabe herbeigekommenen Bauern habe sich jedenfalls um die kümmerlichen Ländereien mit erkennbarem Eifer bewerben wollen, so dass der Grundherr schließlich unwirsch ausrief: »Entweder mehr oder weniger!« Derjenige, dem die vier armseligsten Höfe zum guten Schluss noch aufgenötigt werden konnten, soll sie nach dem Appell benannt haben, und daraus wurden die Dörfer Wederath, Me(h)rscheid, Odert und Wenigerath.
Zwischen Wederath und Hinzerath erhebt sich am höchsten Punkt (562 m) der Hunsrückhöhenstraße neben einem Parkplatz der Stumpfe Turm. Dieser schmucklose Zylinder aus Bruchsteinmauerwerk, elf Meter hoch und sechs Meter im Durchmesser, steht zwar unmittelbar dort, wo die B 327 auf einem längeren Stück exakt über der Trasse der uralten Ausoniusstraße verläuft, aber er ist eindeutig späteren Ursprungs. Vermutlich diente er als Wacht- oder Zollturm für die vom kurtrierischen Erzbischof Balduin drunten am Dhronoberlauf errichtete Baldenau, der einzigen Wasserburg des Hunsrücks. Man erblickt sie als malerische Ruine unter diesem windumbrausten Höhenzug, vom Stumpfen Turm und der durch eine prächtige Birkenallee führenden Bundesstraße aus.
Hier ist der Boden Belginums, jener antiken Siedlung (vicus), welche Ausonius zwar in seinem Mosellagedicht zu erwähnen versäumte, die gleichwohl aber zu den hervorragendsten Fundplätzen im einstigen Trevererland gerechnet werden muss. Mehr noch: Dieser heute bloss noch vom Fahrzugverkehr belebte Buckel trug zwischen den Kreuzungen Kleinich - Hochscheid und Wederath - Hinzerath vom frühen Latène bis zum spätrömischen Niedergang nicht nur ein kontinuierlich besiedeltes Straßendorf, nicht nur Wohnhäuser, Wirtschaftsgebäude und mehrere Tempel, sonder auch eine der größten und für die Forschung ergiebigsten Nekropolen im gesamten keltisch-römischen Raum. »So widersprüchlich es auf den ersten Blick erscheinen mag«, schrieb der in Belginum tätige Archäologe Alfred Haffner, »es sind die Gräber, die es uns ermöglichen, das Leben zu rekonstruieren.«
Der ›vicus‹, das eigentliche Wohngebiet, und das riesige Gräberfeld sind jeweils erst teilweise ausgegraben worden, doch schon jetzt ist klar, dass es wohl nirgends eine bessere und lückenlosere Möglichkeit gibt, anhand der Funde und ihrer wissenschaftlichen Auswertung die Geschichte der Treverer und den Prozess ihrer Romanisierung bis in die anschaulichsten Einzelheiten aufzuklären. Es wird noch Jahrzehnte dauern, ehe das aus 2550 Gräbern der einst fünf Hektar umfassenden Friedhofs geborgene Fundmaterial zur Gänze bewältigt sein wird. Und bei solchen Zahlen mitsamt der in die Zehntausende reichenden Fülle an Einzelobjekten vom schlichten Gefäß bis zur kunstvollen Statuette, vom verzierten Dolch bis zum rekonstruierbaren Technikdetail einer eichenen Doppelkolbenwasserpumpe ist zu bedenken - wenn man auf dem so unscheinbar wirkenden geschichtssatten Boden steht -, dass bisher eben nur ein Teil der fundträchtigen Fläche archäologisch untersucht worden ist.
Die Inschrift eines der Epona geweihten Altarsteins beweist, dass die Schutzgöttin der Reisenden, der Pferde und Handelsleute hier besonders verehrt worden ist. Das für den Kunstliebhaber wohl schönste Fundstück aus dem römischen Belginum dürfte sicher die erotisch wirkende Bronzestatuette einer Quellgöttin mit silbernem Büstenhalter sein, die auch als ›Venus von Hinzerath‹ bezeichnet und als kleines Prachtstück im Trierer Landesmuseum aufbewahrt wird. Gedanklich kann man sie sogleich verknüpfen mit einer anderen Göttin des lebenspendenden Wassers, die als lebensgroße Steinfigur beim nahen Ort Hochscheid in einem antiken Heiligtum ausgegraben wurde und gleichfalls eines der sehenwertesten Bildwerke im selben Museum darstellt. Es ist Sirona, und sie kam zusammen mit einer qualitätvollen Statue des Apollo Grannus dort zutage, wo hart unter dem Gipfel des Idarkopfes, etwa 400 Meter vor Erreichen des Scheitelpunktes, 40 Meter links neben dem schmalen Waldsträßchen von Hochscheid nach Stipshausen ein mit kultischen Räumen erweitertes Römerbad vorhanden war. Von dieser schon in den dreißiger Jahren ergrabenen Anlage sind an Ort und Stelle noch Reste vom aufgehenden Mauerwerk und insgesamt ein Eindruck aufzuspüren, der mehr als viele beschreibende Worte den Hauch erhabener, einsamer Größe empfinden lässt. Denn hier, im tiefen Forst bei Hochscheid, wo man gar nicht selten Rothirsche und Schwarzwild beobachten kann, schlummern die über und über bemoosten Ruinen einer einst vielbesuchten Weihestätte fern aller heutigen Wohnorte. Und keine zehn Kilometer weiter, oberhalb des Dorfrandes von Stipshausen, liegen noch unerforscht die Mauerzüge eines anderen römischen Quellheiligtums im Waldboden verborgen. Fragmente einer Jupitersäule hat man dort per Zufall gefunden, wo in weit späteren Jahrhunderten das Geheimnisvolle der älteren Zeiten sowohl gebannt werden sollte als auch Bestätigung erfuhr, indem man dem Distrikt den denkwürdigen Namen ›Heilig Geist‹ verliehen hat.
Die Inschrift eines der Epona geweihten Altarsteins beweist, dass die Schutzgöttin der Reisenden, der Pferde und Handelsleute hier besonders verehrt worden ist. Das für den Kunstliebhaber wohl schönste Fundstück aus dem römischen Belginum dürfte sicher die erotisch wirkende Bronzestatuette einer Quellgöttin mit silbernem Büstenhalter sein, die auch als ›Venus von Hinzerath‹ bezeichnet und als kleines Prachtstück im Trierer Landesmuseum aufbewahrt wird. Gedanklich kann man sie sogleich verknüpfen mit einer anderen Göttin des lebenspendenden Wassers, die als lebensgroße Steinfigur beim nahen Ort Hochscheid in einem antiken Heiligtum ausgegraben wurde und gleichfalls eines der sehenwertesten Bildwerke im selben Museum darstellt. Es ist Sirona, und sie kam zusammen mit einer qualitätvollen Statue des Apollo Grannus dort zutage, wo hart unter dem Gipfel des Idarkopfes, etwa 400 Meter vor Erreichen des Scheitelpunktes, 40 Meter links neben dem schmalen Waldsträßchen von Hochscheid nach Stipshausen ein mit kultischen Räumen erweitertes Römerbad vorhanden war. Von dieser schon in den dreißiger Jahren ergrabenen Anlage sind an Ort und Stelle noch Reste vom aufgehenden Mauerwerk und insgesamt ein Eindruck aufzuspüren, der mehr als viele beschreibende Worte den Hauch erhabener, einsamer Größe empfinden lässt. Denn hier, im tiefen Forst bei Hochscheid, wo man gar nicht selten Rothirsche und Schwarzwild beobachten kann, schlummern die über und über bemoosten Ruinen einer einst vielbesuchten Weihestätte fern aller heutigen Wohnorte. Und keine zehn Kilometer weiter, oberhalb des Dorfrandes von Stipshausen, liegen noch unerforscht die Mauerzüge eines anderen römischen Quellheiligtums im Waldboden verborgen. Fragmente einer Jupitersäule hat man dort per Zufall gefunden, wo in weit späteren Jahrhunderten das Geheimnisvolle der älteren Zeiten sowohl gebannt werden sollte als auch Bestätigung erfuhr, indem man dem Distrikt den denkwürdigen Namen ›Heilig Geist‹ verliehen hat.
Zwischen Stipshausen, Hochscheid, Hinzerath und Wederath - im nahen Umkreis Belginums - ermöglichen die aufschlussreichen Bodenfunde eine so wirklichkeitsnahe wie eindrucksvolle Rekonstruktion vom alltäglichen Leben während einer mehr als halbtausendjährigen Spanne vor und nach der Zeitenwende. Doch was wird man darüber hinaus herausfinden können über das Denken, Glauben und Hoffen der damals Lebenden? So wirkt die kleine Venus nach 2000 Jahren noch berückend wie ehedem, und auch die schöne Sirona behielt ihr ganz gewisses Lächeln...
Droben auf dem Wanderparkplatz starten sommers die Spaziergänger und Waldjogger, zur kalten Jahreszeit spuren Skilangläufer durch die Loipen, während am südwärtigen Abhang das große Wintersportzentrum Idarwald gern besucht wird (Skilifte und Abfahrtspisten) - von den Fundorten der bedeutsamen Relikte nimmt so gut wie niemand Notiz.
Als der streitbare Kurfürst-Erzbischof Balduin von Trier um 1315 die Burg Baldenau als Stützpunkt und Bollwerk am strategisch günstigen Punkt zwischen Bernkastel und Idar Oberstein ins obere Dhrontal setzen liess, konnten seine Bauleute (zumindest für den Stumpfen Turm) auf Mauersteine der römerzeitlichen Ruinen zurückgreifen. Ursprünglich war sogar daran gedacht, im Schutz der festen Burg eine Stadt mit Markt- und Gerichtsprivilegien entstehen zu lassen, was jedoch durch die siedlungsungünstige Lage vereitelt wurde. So blieb Baldenau für lange Zeit nur der isolierte Sitz eines kurtrierischen Amtmanns, der die Verwaltung eines guten Dutzends der Dörfer im ›Rathländchen‹ besorgte. Die Grenze zwischen Kurtier und dem Gebiet der Wild- und Rheingrafen konnte dauerhaft gesichert werden, bis im Dreißigjährigen Krieg mit kaiserlichen, schwedischen und spanischen Truppen ernsthafte Berennungen größere Schäden verursachten. 1649 erfolgte der Wiederaufbau zerstörter Burgteil, doch genau 40 Jahre später fiel Baldenau der Brandschatzung durch die Franzosen unter Ludwig XIV. zum Opfer. Die seit jener Zeit zwar offene, doch immer noch wuchtige Ruine sollte erst nach 1982 eine bauliche Sicherung durch denkmalpflegerische Arbeiten erfahren.
Sie erhebt sich aus den saftigen Wiesen im Talgrund über Sumpf und Wassergräben wie ein steinernes Schiff. Der 24 Meter hohe Rundbau des Bergrieds erhält ein optisches Gegengewicht durch die ebenfalls noch zu beachtlicher Höhe aufsteigenden Reste der gegenüberliegenden Schildmauer und des Palas. Der ungefähr keilförmige Grundriss misst 52 Meter in der Länge und ist an der Schildmauer rund 20 Meter breit, während der Bergfried ›Keilspitze‹ abrundet. Abgesehen von einer vermutlich erfolglosen Beschießung durch Franz von Sicking (1522) und den oben erwähnten Kriegshandlungen ist die Burggeschichte hauptsächlich durch langwierige Streitigkeiten um Weiderechte und Pachtverträge im 18. und 19. Jahrhundert gekennzeichnet. Spektakulär war hingegen ein höchstwahrscheinlich in der Ruine verübter Mord am 23. Dezember 1797: Zum Opfer fiel ihm Nikolaus Rauschenberger, genannt ›Plackenklos‹, der im Beisein des Schinderhannes von seinen eigenen Spießgesellen umgebracht wurde. Für den ›Schinderhannes‹-Spielfilm mit Maria Schell und Curd Jürgens gab das Gemäuer 1958 die malerische Kulisse ab und war auch 1982 Drehort für eine Episode des ›Heimat‹-Fernsehfilms.
Droben auf dem Wanderparkplatz starten sommers die Spaziergänger und Waldjogger, zur kalten Jahreszeit spuren Skilangläufer durch die Loipen, während am südwärtigen Abhang das große Wintersportzentrum Idarwald gern besucht wird (Skilifte und Abfahrtspisten) - von den Fundorten der bedeutsamen Relikte nimmt so gut wie niemand Notiz.
Als der streitbare Kurfürst-Erzbischof Balduin von Trier um 1315 die Burg Baldenau als Stützpunkt und Bollwerk am strategisch günstigen Punkt zwischen Bernkastel und Idar Oberstein ins obere Dhrontal setzen liess, konnten seine Bauleute (zumindest für den Stumpfen Turm) auf Mauersteine der römerzeitlichen Ruinen zurückgreifen. Ursprünglich war sogar daran gedacht, im Schutz der festen Burg eine Stadt mit Markt- und Gerichtsprivilegien entstehen zu lassen, was jedoch durch die siedlungsungünstige Lage vereitelt wurde. So blieb Baldenau für lange Zeit nur der isolierte Sitz eines kurtrierischen Amtmanns, der die Verwaltung eines guten Dutzends der Dörfer im ›Rathländchen‹ besorgte. Die Grenze zwischen Kurtier und dem Gebiet der Wild- und Rheingrafen konnte dauerhaft gesichert werden, bis im Dreißigjährigen Krieg mit kaiserlichen, schwedischen und spanischen Truppen ernsthafte Berennungen größere Schäden verursachten. 1649 erfolgte der Wiederaufbau zerstörter Burgteil, doch genau 40 Jahre später fiel Baldenau der Brandschatzung durch die Franzosen unter Ludwig XIV. zum Opfer. Die seit jener Zeit zwar offene, doch immer noch wuchtige Ruine sollte erst nach 1982 eine bauliche Sicherung durch denkmalpflegerische Arbeiten erfahren.
Sie erhebt sich aus den saftigen Wiesen im Talgrund über Sumpf und Wassergräben wie ein steinernes Schiff. Der 24 Meter hohe Rundbau des Bergrieds erhält ein optisches Gegengewicht durch die ebenfalls noch zu beachtlicher Höhe aufsteigenden Reste der gegenüberliegenden Schildmauer und des Palas. Der ungefähr keilförmige Grundriss misst 52 Meter in der Länge und ist an der Schildmauer rund 20 Meter breit, während der Bergfried ›Keilspitze‹ abrundet. Abgesehen von einer vermutlich erfolglosen Beschießung durch Franz von Sicking (1522) und den oben erwähnten Kriegshandlungen ist die Burggeschichte hauptsächlich durch langwierige Streitigkeiten um Weiderechte und Pachtverträge im 18. und 19. Jahrhundert gekennzeichnet. Spektakulär war hingegen ein höchstwahrscheinlich in der Ruine verübter Mord am 23. Dezember 1797: Zum Opfer fiel ihm Nikolaus Rauschenberger, genannt ›Plackenklos‹, der im Beisein des Schinderhannes von seinen eigenen Spießgesellen umgebracht wurde. Für den ›Schinderhannes‹-Spielfilm mit Maria Schell und Curd Jürgens gab das Gemäuer 1958 die malerische Kulisse ab und war auch 1982 Drehort für eine Episode des ›Heimat‹-Fernsehfilms.
Die Fahrstraße entlang der Dhron von Hinzerath nach Morbach wechselt knapp oberhalb der Baldenau für die rechte Talseite und führt zunächst durch Hundheim, vor dessen neugotischer Dorfkirche ein monströses Kriegerdenkmal steht, das dem nostalgischen ›Heimat‹- Filmepos als Vorbild für ein zentrales Requisit gedient und auch den fiktiven Ortsnamen ›Schabbach‹ vermittelt hat.
Bald liegt weiter unterhalb, freundlich ins muldige Tal gebettet, der Ort Bischofsdhron, und auch hier ist es zuerst ein neuzeitliches Monument, das als Blickfang in einer Grünanlage das romantische Bauensemble um die Pfarrkirche noch zu verschönern sucht. Es erhebt sich nämlich hier auf runder Brunnensäule über drei mit modernen Reliefs geschmückten Sandsteinbecken die unterlebensgroße bemalte Skulptur der Kurfürst-Erzbischofs Balduin. Dieses wohl um 1980 gefertigte Bildwerk ist eine ausgesprochen originelle, kurios-naive Arbeit: Der in seinen unteren Extremitäten deutlich zu kurz geratene Kirchenfürst hält den Krummstab in seiner Linken und droht mit einem Schwert in der anderen Hand sich selber die Füße zu verletzen. Die kunsthistorisch bemerkenswerte Pfarrkirche St. Paulinus wurde 1766-1769 nach einem Entwurf der kurtrierischen Hofbaumeisters Johannes Seiz von dessen Bruder Andreas (›Fähnderich‹ Seiz) auf den Fundamenten zweier Vorgängerbauten der Romanik und der Gotik erbaut. Der Saalbau mit seinen drei rechteckigen Kreuzgratgewölben auf eingezogenen Strebepfeilern birgt eine vollständige Barockausstattung. Zwei Seitenaltäre stehen vor dem eingezogenen Chor mit dem Hochaltar, dessen zentrales Motiv eine Figurengruppe mit Himmelfahrt und Krönung der Gottesmutter bildet, zur linken Seite flankiert vom Pfarrpatron Paulinus und rechts vom hl. Donautus, dem Schutzpatron gegen Wetterunbilden. Nach einer umfassenden Restaurierung (1968) vereinen sich Altäre, Kanzel und Beichtstühle zu einem stilreinen Gefüge, das durch weitere Heiligenfiguren und Konsolen und einen Empire-Orgelprospekt noch zusätliche schöne Akzente erhält. Das Instrument (1828) zählt übrigens zu den letzten sechs Werken aus der Stummschen Fabrikation.
Auf dem rechten Talhang gewahrt man unweit von Bischofsdhron die kleine ›Fatima-Kapelle‹. Ein ehemaliger deutscher Soldat hat sie als Vollzug eines Gelübdes eigenhändig und ohne fremde Hilfe errichtet. Für den Fall seiner glücklichen Heimkehr aus dem Zweiten Weltkrieg hatte er sich im Gebet zum Kapellenbau verpflichtet, den er dann nach 1945 unter kaum vorstellbarer Mühsal ausführte: Denn er kehrte zwar wieder heim, jedoch als doppelt Beinamputierter, und ging an die Arbeit mit einem Dreirad, das er sich zur Fortbewegung und zum Materialtransport konstruierte. Über 14 Kreuzwegstationen, aus rötlichem Sandstein gebildet, erreicht man das Altärchen in dieser Kapelle, dessen Holzreif ländliche Berufe sowie verschiedene Kriegsversehrte wiedergibt.
Der Luftkurort Morbach, Verwaltungs-, Einkaufs- und Fremdenverkehrszentrum dieser Region, schmückt sich mit dem werblichen Attribut ›Sonnenstube des Hunsrücks‹. Im Ortsbild kann man noch ein paar Objekte aus dem Schaffen eines einheimischen Bildhauerateliers entdecken: So zieren vier Holzreliefs mit köstlichen Bildmotiven den Balkon eines Fachwerkhauses am Unteren Markt, darunter z.B. ein Automobilist aus der Frühzeit des Kraftfahrzeugverkehrs, wie er mit nonchalanter Miene soeben ein Ferkel und ein Hähnchen überrollt.
Dieses große Gebäude, im Ort die ›Bildhauerbude‹ genannt, ist ein erster Hinweis auf die seit 1866 in Morbach tätigen Kunsthandwerker und Bildschnitzer, die nicht nur als Kirchenrestauratoren im weiten Umkreis wirkten, sondern auch eine Vielzahl neuzeitlicher Plastiken wie z.B. den Drachentöter St. Georg an der Pfarrkirche St. Anna, die Mariensäule von Rapperath und die Pietà am ›Kapellenweg‹ zur Schmausemühle geschaffen haben. Die Tradition der Morbacher Bildhauerei Mettler (›Kirchen-Mettler‹) wurde nach 1923 von dem an der Oberammergauer Schnitzkunst geschulten Rudolf Höfle und seinem Sohn Hans-Jürgen bis in die Gegenwart weitergeführt. Letzteren sind die Brunnen an der Realschule und an der Kreissparkasse, ein Reiterstandbild in der örtlichen ›Kurfürst-Balduin-Hauptschule‹ sowie der hl. Johannes im nahen Hinzerath zu verdanken.
Aus füheren Zeiten erhielt sich noch ein kunsthistorisch wichtiges Werk: in der katholischen Pfarrkirche (19./20. Jh.) das aus Sandstein 1571 gefertigte Wandgrabmal für Hans von Raischeit. Der Stifter kniet betend unter dem gekreuzigten Heiland, in gemeinsamer Klage mit Maria und Johannes. Das Epitaph wird als großartiges Beispiel der Renaissanceplastik angesehen und entstammt höchstwahrscheinlich (als Frühwerk des Meisters) der Werkstatt des Hans Ruprecht Hoffmann (um 1540-1616), des bekanntesten Künstlers jener schon seit Mitte des 15. Jahrhunderts bedeutender Trierer Bildhauerschule.
Bald liegt weiter unterhalb, freundlich ins muldige Tal gebettet, der Ort Bischofsdhron, und auch hier ist es zuerst ein neuzeitliches Monument, das als Blickfang in einer Grünanlage das romantische Bauensemble um die Pfarrkirche noch zu verschönern sucht. Es erhebt sich nämlich hier auf runder Brunnensäule über drei mit modernen Reliefs geschmückten Sandsteinbecken die unterlebensgroße bemalte Skulptur der Kurfürst-Erzbischofs Balduin. Dieses wohl um 1980 gefertigte Bildwerk ist eine ausgesprochen originelle, kurios-naive Arbeit: Der in seinen unteren Extremitäten deutlich zu kurz geratene Kirchenfürst hält den Krummstab in seiner Linken und droht mit einem Schwert in der anderen Hand sich selber die Füße zu verletzen. Die kunsthistorisch bemerkenswerte Pfarrkirche St. Paulinus wurde 1766-1769 nach einem Entwurf der kurtrierischen Hofbaumeisters Johannes Seiz von dessen Bruder Andreas (›Fähnderich‹ Seiz) auf den Fundamenten zweier Vorgängerbauten der Romanik und der Gotik erbaut. Der Saalbau mit seinen drei rechteckigen Kreuzgratgewölben auf eingezogenen Strebepfeilern birgt eine vollständige Barockausstattung. Zwei Seitenaltäre stehen vor dem eingezogenen Chor mit dem Hochaltar, dessen zentrales Motiv eine Figurengruppe mit Himmelfahrt und Krönung der Gottesmutter bildet, zur linken Seite flankiert vom Pfarrpatron Paulinus und rechts vom hl. Donautus, dem Schutzpatron gegen Wetterunbilden. Nach einer umfassenden Restaurierung (1968) vereinen sich Altäre, Kanzel und Beichtstühle zu einem stilreinen Gefüge, das durch weitere Heiligenfiguren und Konsolen und einen Empire-Orgelprospekt noch zusätliche schöne Akzente erhält. Das Instrument (1828) zählt übrigens zu den letzten sechs Werken aus der Stummschen Fabrikation.
Auf dem rechten Talhang gewahrt man unweit von Bischofsdhron die kleine ›Fatima-Kapelle‹. Ein ehemaliger deutscher Soldat hat sie als Vollzug eines Gelübdes eigenhändig und ohne fremde Hilfe errichtet. Für den Fall seiner glücklichen Heimkehr aus dem Zweiten Weltkrieg hatte er sich im Gebet zum Kapellenbau verpflichtet, den er dann nach 1945 unter kaum vorstellbarer Mühsal ausführte: Denn er kehrte zwar wieder heim, jedoch als doppelt Beinamputierter, und ging an die Arbeit mit einem Dreirad, das er sich zur Fortbewegung und zum Materialtransport konstruierte. Über 14 Kreuzwegstationen, aus rötlichem Sandstein gebildet, erreicht man das Altärchen in dieser Kapelle, dessen Holzreif ländliche Berufe sowie verschiedene Kriegsversehrte wiedergibt.
Der Luftkurort Morbach, Verwaltungs-, Einkaufs- und Fremdenverkehrszentrum dieser Region, schmückt sich mit dem werblichen Attribut ›Sonnenstube des Hunsrücks‹. Im Ortsbild kann man noch ein paar Objekte aus dem Schaffen eines einheimischen Bildhauerateliers entdecken: So zieren vier Holzreliefs mit köstlichen Bildmotiven den Balkon eines Fachwerkhauses am Unteren Markt, darunter z.B. ein Automobilist aus der Frühzeit des Kraftfahrzeugverkehrs, wie er mit nonchalanter Miene soeben ein Ferkel und ein Hähnchen überrollt.
Dieses große Gebäude, im Ort die ›Bildhauerbude‹ genannt, ist ein erster Hinweis auf die seit 1866 in Morbach tätigen Kunsthandwerker und Bildschnitzer, die nicht nur als Kirchenrestauratoren im weiten Umkreis wirkten, sondern auch eine Vielzahl neuzeitlicher Plastiken wie z.B. den Drachentöter St. Georg an der Pfarrkirche St. Anna, die Mariensäule von Rapperath und die Pietà am ›Kapellenweg‹ zur Schmausemühle geschaffen haben. Die Tradition der Morbacher Bildhauerei Mettler (›Kirchen-Mettler‹) wurde nach 1923 von dem an der Oberammergauer Schnitzkunst geschulten Rudolf Höfle und seinem Sohn Hans-Jürgen bis in die Gegenwart weitergeführt. Letzteren sind die Brunnen an der Realschule und an der Kreissparkasse, ein Reiterstandbild in der örtlichen ›Kurfürst-Balduin-Hauptschule‹ sowie der hl. Johannes im nahen Hinzerath zu verdanken.
Aus füheren Zeiten erhielt sich noch ein kunsthistorisch wichtiges Werk: in der katholischen Pfarrkirche (19./20. Jh.) das aus Sandstein 1571 gefertigte Wandgrabmal für Hans von Raischeit. Der Stifter kniet betend unter dem gekreuzigten Heiland, in gemeinsamer Klage mit Maria und Johannes. Das Epitaph wird als großartiges Beispiel der Renaissanceplastik angesehen und entstammt höchstwahrscheinlich (als Frühwerk des Meisters) der Werkstatt des Hans Ruprecht Hoffmann (um 1540-1616), des bekanntesten Künstlers jener schon seit Mitte des 15. Jahrhunderts bedeutender Trierer Bildhauerschule.
Im Dhrontal unterhalb Morbachs erreicht man (1 km seitlich der B 327) das brückenreiche Dörfchen Rapperath. Seine dem hl. Wendelin geweihten Pfarrkirche, ein hübscher kleiner Saalbau von 1765, bildet mit ihrem verschieferten Dachreiter unter barocker Haube, rings umgeben von alten Häusern und Bauerngärten, einen recht stimmungsvollen Anblick.
Am unteren Ortsausgang ragt hinter zwei Wohngebäuden das klobige Massiv der ›Rapperather Wacken‹ wie der liegengebliebene Überrest eines von Riesenhand geworfenen Würfelspiels empor. In seinem Schatten, unmittelbar links einer scharfen Rechtskurve der Dhrontalstraße, stehen unter hohen Nadelbäumen bei einem von Efeu überwucherten Kriegerdenkmal zwei niedrige Kapellen nebeneinander. Über dem Eingang der etwas größeren ist die Jahreszahl 1735 in einen Balken gekerbt worden. Schnell gewöhnt sich das Auge an das meist von ein paar Kerzen matt aufgehellte Dämmerlicht im Innenraum und erkennt die Umrisse eines erstaunlichen Kruzifixes, das weit im mittleren Hunsrück als der ›Große Herrgott von Rapperath‹ bekannt ist.
Kreuz und Christus sind aus einem einzigen Eichenstamm gearbeitet worden, nur die Arme wurden gesondert gefertigt und angefügt. Auf den ersten Blick wirken Wucht und Größe dieser über drei Meter hohen Schnitzerei (17. Jh.) beinahe angsterregend. Dann aber zieht wie magisch das Gesicht die Aufmerksamkeit an. Grob ist es und breit geformt, die Züge leidensvoll erstarrt. Es ist ein Kunstwerk, das man ›rustikal‹ nennen könnte, jedoch überaus expressiv gestaltet und geprägt von einer gewissen Derbheit in Form und Ausdruck. Darin verrät sich das Empfinden eines Künstlers ›vom Lande‹, der wohl eher mit andächtigem Herzen als unter dem Vorsatz feinsinniger Stiltreue zu Werke gegangen ist.
Beim Blick auf die Landkarte dieser Region zwischen Morbach an der Hunsrückhöhenstraße und dem Moseltal fällt sofort als deutlicher Kontrast zum abenteuerlich geschlungenen Lauf der Großen Dhron die schnurgerade knapp hinter dem Waldrand der Staatsforsten Morbach und Bernkastel verlaufene Römerstraße ins Auge. Als breiter Forstweg markiert sie hier über rund 10 Kilometer den Kurs der schon bei Belginum am Stumpfen Turm beobachteten antiken Strecke als deren Fortsetzung auf Niederemmel und Neumagen zu. Einige hundert Meter talabwärts von Rapperath mündet beim Straßenabzweig nach Heinzerath und Elzerath der kurze Lauf des Heinzer-Baches in die Dhron, in dessen mit ›Heidenpütz‹ bezeichnetem Quellgebiet römischen Ruinen reiches Fundgut (4. Jh.) freigegeben haben. Bei der archäologischen Untersuchung konnte jedoch nicht geklärt werden, ob es sich tatsächlich um die hier vermuteten ›Tabernae‹ des Ausonius-Gedichts handelt. Noch eine erhebliche Zahl anderer Relikte wird von dem großen Wald nördlich der Dhron beschirmt: Hügelgräber und, dicht beim Heidenpütz, eine annähernd viereckige Steinsetzung von etwa 80 Meter Länge und 35 Meter Breite. Der Volksmund hat für diese Anlage den Namen Judenkirchhof überliefert; ein quadratischer Gebäuderest an ihrem südlichen Ende könnte einst ein Felsheiligtum gewesen sein.
Das geheimnisvolle Monument nahe beim neuzeitlichen Straßenzweig ins unmittelbar vor dem Waldrand gelegene Dorf Elzerath eignet sich bestens als Ausgangspunkt für zwei kurze Wanderungen auf historischem Untergrund: Von hier bis zum fünf Kilometer weiter westlich aufzusuchenden Weinplatz (auch dort Hügelgräber und römerzeitliche Ruinen) geht es nämlich über den mit seinen beiderseitigen Wassergräben völlig unversehrt erhaltenen Damm der originalen Römerstraße. Wo in entgegengesetzter Richtung der für Kraftfahrzeuge gesperrte frühgeschichtliche Verkehrsweg in die moderne Straße von Morbach nach Veldenz mündet, steht ein Wegweiser mit der Aufschrift Graue Lei. Nach wenigen Gehminuten erblickt man nun zwischen Buchenstämmen, die wie turmhohe Säulen ihr Laubdach tragen, ein gigantische Quarzitriff.
Im nahen Umfeld dieses 20 Meter über dem ebenen Waldboden aufragenden erratischen Blocks finden sich noch zahlreiche kleinere Felsbrocken, teils wie in Linien und halben Zirkeln angeordnet. Aufgrund dieser Formen hält sich im Hunsrücker Schrifttum seit langem hartnäckig die Ansicht, es handele sich um Menhire und Dolmen. Dies konnte aber bisher durch keinen einzigen Fund bewiesen werden, wenngleich in Anbetracht der nahen Hügelgräber und anderen Kultstätten eine vormalige Bedeutung der Grauen Lei im Zusammenhang mit religiösen Dingen keineswegs auszuschließen ist.
Zurück wieder zu den Sehenswürdigkeiten aus jüngerer und kunsthistorisch relevanter Vergangenheit: Die Dörfer der Umgebung, fast alle seit dem Mittelalter zur Vogtei Hunolstein und nunmehr zur 19 Ortsbezirke umfassenden Großgemeinde Morbach gehörig, bergen in ihren baukünstlerisch interessanten Kirchen oft überraschende Glanzstücke der Bildhauerei und Malerei. Zugleich setzen sie damit die schon zur Latènezeit begründete und unter der Römerherrschaft weitergeführte Tradition der Künste in diesem Landstrich fort, dessen Dorfgemarkungen samt und sonders von den Relikten frühgeschichtlicher Profanbauten (villae rusticae), antiker Tempelbezirke und der nach vielen Hunderten zählenden Grabanlagen geradezu übersät erscheinen.
Mit ihren vier verschieden hohen Dachfirsten und dem spitzen Turmhelm bietet die altehrwürdige Kirche in Heinzerath, 1315 erstmals in einer Urkunde bezeichnet, einen malerischen Anblick. Der wuchtige Turm entstand bereits zur romanischen Stilepoche (13. Jh.), dem spätgotischen Chor (14. Jh.) wurde 1670 eine Sakristei angefügt, und das einschiffige Langhaus entstammt dem 16 Jahrhundert. Schließlich erhielt das Bauwerk 1722 eine südlich an den Turm gelehnte Vorhalle; im selben Jahr wurde auch die Westempore eingebaut. Der nach Osten orientierte fünfseitige Chorraum gipfelt in einem sechsteiligen Rippengewölbe mit einer Rosette als Schlussstein. Zwei der hohlkehlig geformten Rippen fußen auf mit grotesken Masken verzierten Konsolen, die übrigen stützen sich auf Ecksäulen, deren Kelchkapitelle stilistisch noch ins 13. Jahrhundert zurückweisen. Ein interessantes Detail derselben Bauphase ist auch als Spolie in der Turmvorhalle zu betrachten: die einstige Bekrönung einer Sakramentsnische mit schön geformtem Kleeblattbogen und zwei Vierpässen in den Bogenzwickeln. Obwohl die Ausstattung (18. Jh.) in dieser Kirche keinen bedeutenden Kunstwert repräsentiert, vereint sie sich doch mit Hochaltar, Kanzel, Heiligenfiguren und Bildern zu einem recht stimmungsvollen, behaglichen Ensemble.
Übrigens sind in der Nachbarschaft zwei verschiedene Pendants anzutreffen: Die kleine Kirche in Wenigerath, ein Saalbau von 1747, verfügt über eine ganz ähnliche Westempore wie diejenige in Heinzerath, und die Morscheider Kunokapelle stellt geradezu ein Gegenstück zum Heinzerather Chorraum dar.
Am unteren Ortsausgang ragt hinter zwei Wohngebäuden das klobige Massiv der ›Rapperather Wacken‹ wie der liegengebliebene Überrest eines von Riesenhand geworfenen Würfelspiels empor. In seinem Schatten, unmittelbar links einer scharfen Rechtskurve der Dhrontalstraße, stehen unter hohen Nadelbäumen bei einem von Efeu überwucherten Kriegerdenkmal zwei niedrige Kapellen nebeneinander. Über dem Eingang der etwas größeren ist die Jahreszahl 1735 in einen Balken gekerbt worden. Schnell gewöhnt sich das Auge an das meist von ein paar Kerzen matt aufgehellte Dämmerlicht im Innenraum und erkennt die Umrisse eines erstaunlichen Kruzifixes, das weit im mittleren Hunsrück als der ›Große Herrgott von Rapperath‹ bekannt ist.
Kreuz und Christus sind aus einem einzigen Eichenstamm gearbeitet worden, nur die Arme wurden gesondert gefertigt und angefügt. Auf den ersten Blick wirken Wucht und Größe dieser über drei Meter hohen Schnitzerei (17. Jh.) beinahe angsterregend. Dann aber zieht wie magisch das Gesicht die Aufmerksamkeit an. Grob ist es und breit geformt, die Züge leidensvoll erstarrt. Es ist ein Kunstwerk, das man ›rustikal‹ nennen könnte, jedoch überaus expressiv gestaltet und geprägt von einer gewissen Derbheit in Form und Ausdruck. Darin verrät sich das Empfinden eines Künstlers ›vom Lande‹, der wohl eher mit andächtigem Herzen als unter dem Vorsatz feinsinniger Stiltreue zu Werke gegangen ist.
Beim Blick auf die Landkarte dieser Region zwischen Morbach an der Hunsrückhöhenstraße und dem Moseltal fällt sofort als deutlicher Kontrast zum abenteuerlich geschlungenen Lauf der Großen Dhron die schnurgerade knapp hinter dem Waldrand der Staatsforsten Morbach und Bernkastel verlaufene Römerstraße ins Auge. Als breiter Forstweg markiert sie hier über rund 10 Kilometer den Kurs der schon bei Belginum am Stumpfen Turm beobachteten antiken Strecke als deren Fortsetzung auf Niederemmel und Neumagen zu. Einige hundert Meter talabwärts von Rapperath mündet beim Straßenabzweig nach Heinzerath und Elzerath der kurze Lauf des Heinzer-Baches in die Dhron, in dessen mit ›Heidenpütz‹ bezeichnetem Quellgebiet römischen Ruinen reiches Fundgut (4. Jh.) freigegeben haben. Bei der archäologischen Untersuchung konnte jedoch nicht geklärt werden, ob es sich tatsächlich um die hier vermuteten ›Tabernae‹ des Ausonius-Gedichts handelt. Noch eine erhebliche Zahl anderer Relikte wird von dem großen Wald nördlich der Dhron beschirmt: Hügelgräber und, dicht beim Heidenpütz, eine annähernd viereckige Steinsetzung von etwa 80 Meter Länge und 35 Meter Breite. Der Volksmund hat für diese Anlage den Namen Judenkirchhof überliefert; ein quadratischer Gebäuderest an ihrem südlichen Ende könnte einst ein Felsheiligtum gewesen sein.
Das geheimnisvolle Monument nahe beim neuzeitlichen Straßenzweig ins unmittelbar vor dem Waldrand gelegene Dorf Elzerath eignet sich bestens als Ausgangspunkt für zwei kurze Wanderungen auf historischem Untergrund: Von hier bis zum fünf Kilometer weiter westlich aufzusuchenden Weinplatz (auch dort Hügelgräber und römerzeitliche Ruinen) geht es nämlich über den mit seinen beiderseitigen Wassergräben völlig unversehrt erhaltenen Damm der originalen Römerstraße. Wo in entgegengesetzter Richtung der für Kraftfahrzeuge gesperrte frühgeschichtliche Verkehrsweg in die moderne Straße von Morbach nach Veldenz mündet, steht ein Wegweiser mit der Aufschrift Graue Lei. Nach wenigen Gehminuten erblickt man nun zwischen Buchenstämmen, die wie turmhohe Säulen ihr Laubdach tragen, ein gigantische Quarzitriff.
Im nahen Umfeld dieses 20 Meter über dem ebenen Waldboden aufragenden erratischen Blocks finden sich noch zahlreiche kleinere Felsbrocken, teils wie in Linien und halben Zirkeln angeordnet. Aufgrund dieser Formen hält sich im Hunsrücker Schrifttum seit langem hartnäckig die Ansicht, es handele sich um Menhire und Dolmen. Dies konnte aber bisher durch keinen einzigen Fund bewiesen werden, wenngleich in Anbetracht der nahen Hügelgräber und anderen Kultstätten eine vormalige Bedeutung der Grauen Lei im Zusammenhang mit religiösen Dingen keineswegs auszuschließen ist.
Zurück wieder zu den Sehenswürdigkeiten aus jüngerer und kunsthistorisch relevanter Vergangenheit: Die Dörfer der Umgebung, fast alle seit dem Mittelalter zur Vogtei Hunolstein und nunmehr zur 19 Ortsbezirke umfassenden Großgemeinde Morbach gehörig, bergen in ihren baukünstlerisch interessanten Kirchen oft überraschende Glanzstücke der Bildhauerei und Malerei. Zugleich setzen sie damit die schon zur Latènezeit begründete und unter der Römerherrschaft weitergeführte Tradition der Künste in diesem Landstrich fort, dessen Dorfgemarkungen samt und sonders von den Relikten frühgeschichtlicher Profanbauten (villae rusticae), antiker Tempelbezirke und der nach vielen Hunderten zählenden Grabanlagen geradezu übersät erscheinen.
Mit ihren vier verschieden hohen Dachfirsten und dem spitzen Turmhelm bietet die altehrwürdige Kirche in Heinzerath, 1315 erstmals in einer Urkunde bezeichnet, einen malerischen Anblick. Der wuchtige Turm entstand bereits zur romanischen Stilepoche (13. Jh.), dem spätgotischen Chor (14. Jh.) wurde 1670 eine Sakristei angefügt, und das einschiffige Langhaus entstammt dem 16 Jahrhundert. Schließlich erhielt das Bauwerk 1722 eine südlich an den Turm gelehnte Vorhalle; im selben Jahr wurde auch die Westempore eingebaut. Der nach Osten orientierte fünfseitige Chorraum gipfelt in einem sechsteiligen Rippengewölbe mit einer Rosette als Schlussstein. Zwei der hohlkehlig geformten Rippen fußen auf mit grotesken Masken verzierten Konsolen, die übrigen stützen sich auf Ecksäulen, deren Kelchkapitelle stilistisch noch ins 13. Jahrhundert zurückweisen. Ein interessantes Detail derselben Bauphase ist auch als Spolie in der Turmvorhalle zu betrachten: die einstige Bekrönung einer Sakramentsnische mit schön geformtem Kleeblattbogen und zwei Vierpässen in den Bogenzwickeln. Obwohl die Ausstattung (18. Jh.) in dieser Kirche keinen bedeutenden Kunstwert repräsentiert, vereint sie sich doch mit Hochaltar, Kanzel, Heiligenfiguren und Bildern zu einem recht stimmungsvollen, behaglichen Ensemble.
Übrigens sind in der Nachbarschaft zwei verschiedene Pendants anzutreffen: Die kleine Kirche in Wenigerath, ein Saalbau von 1747, verfügt über eine ganz ähnliche Westempore wie diejenige in Heinzerath, und die Morscheider Kunokapelle stellt geradezu ein Gegenstück zum Heinzerather Chorraum dar.